Dienstag, Juli 25, 2006

Dort, wo die Luft schon dünner ist


Wie jedes Jahr fand auch dieses Jahr die Hüttenwander-Tour meiner Firma statt. Nachdem ich vergangenes Jahr nicht teilgenommen habe, war es für mich wieder Zeit, Bergluft zu schnuppern und zu sehen, ob meine Oberschenkel mich noch tragen.

Und so ging es Freitag früh mit dem Auto erst mal in Richtung gute alte Heimat, nur eben etwas weiter westlich, ins schöne Zillertal. Dort traf man sich beim Parkplatz eines Alpengasthofes bei Mayrhofen und marschierte dann erst einmal gemütlich auf knapp über 2000m Höhe. Dort war unsere erste Station, die Berliner-Hütte. Schon beim Eintreten meinte man, sich in den Hallen einer Schule vor anno 200 Jahren wiederzufinden. Auch der Speisesaal erinnerte nicht an die kleinen engen und kuscheligen Stuben in den Alpenhüttten, die ich bisher kannte. Das Essen war gut, die Auswahl reichlich, und trotz der relativ kurzen Gehzeit von 3 Stunden waren wir alle müde. Und so fiel ich schon gegen 22 Uhr in tiefen Schlaf und wachte am nächsten Morgen als Erster auf.

Nach einem ordentlichen Frühstück verließen wir unsere Fast-4-Sterne-Hütte und durchquerten das Tal, um dann auf der anderen Seite unseren Gipfel zu stürmen: das Schönbichler Horn mit knapp über 3000 Metern. Die ersten zwei Stunden waren zwar anstrengend, aber sehr in Ordnung. Doch die letzten Höhenmeter unterhalb des Gipfels machten sich bei allen bemerkbar, und die Pausen zwischendurch wurden länger, genau wie unsere Atemzüge. Die dünne Luft erschwerte jeden Schritt und auch das Klettern auf den Gipfel. Schließlich erreichte ich das Gipfelkreuz, wartete oben auf die Kollegen und machte mir Gedanken über das Wetter. Denn von unten im Tal zog es dunkel herauf, und ein leichtes Grollen verhiess Gewitter. Nachdem alle oben waren und ein Gipfelfoto gemacht wurde, begann es auch prompt zu tröpfeln, und keine 150 Höhenmeter weiter unten wurde aus Regen ein unangenehmer Hagelschauer. Es prasselte kleine eisige Körner herab und es brannte nur so in Nacken, Handrücken und Ohren. Aber nach etwa zehn Minuten war es ausgestanden, und ich zog mein patschnasses Hemd aus, befestigte es am Rucksack und ließ mich dann beim Weitergehen von der Sonne und leichtem Wind trocknen.

Nach flottem Marsch bergab kam ich zum Furtschaglhaus, welches auch unsere nächste Nächtigungsstation sein sollte. Ich lehnte mich erst einmal in die Sonne und wartete auf die Kollegen. Es war ja noch recht früh am Nachmittag, dennoch verschwanden einige in ihren Betten, kaum dass sie eingecheckt hatten. Abends gab es noch was Gutes zum Essen und ein paar Schnäpse, dann fielen wir alle in koma-artigen Schlaf.

Noch vor 6 Uhr des nächsten Morgens wachte ich auf und war frisch und munter. Ich konnte es gar nicht erwarten, schnell runter ins Tal und heim zu meinem Schatz zu kommen. Nach nicht einmal zwei Stunden schafften wir es runter zum Schlegeisspeicher und erwisc

hten den Bus, der uns zu unseren Parkplätzen brachte. Nun hieß es Abschied nehmen von der Bergwelt, den sich zurückziehenden Gletschern und den bequemen Hüttenlagern.

Berg heil!

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